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Tipps und Tricks bei Wasserproblemen
Wasser ist ein lebensnotwendiges Element. Dies gilt nicht nur für unsere Aquarienfische. Mir ist Wasser allerdings in aufgewerteter Form z. B. als Bier oder Wein am Liebsten. Nun liegt es mir fern. hier als Nichtchemiker eine Abhandlung über Wasserchemie zu verfassen. Solltet Ihr hieran interessiert sein. so empfehle ich das Studium der Bücher von Geisler (1) und Hückstedt (2). Ich will an dieser Stelle vielmehr auf einige Wasserprobleme aus meiner Praxis eingehen und meine Versuche darstellen. die entstandenen Schwierigkeiten zu bewältigen.
Als Aquarianer neigt man häufig gerade den Fischen zu. die für das aus der Leitung fließende Wasser denkbar ungeeignet sind. Entweder ist dieses Nass zu weich oder zu hart. Die Enthärtung von Wasser mit Hilfe von Ionenaustauschern ist heute auch unter Aquarianern ein gängiges Verfahren. Ich brauche deshalb nicht näher hierauf eingehen. Mir hat jedoch die Umstellung auf weicheres Wasser (5.5 DGH) einige Schwierigkeiten gebracht, auch wenn ich dieses Resultat der zentralen Wasserversorgung im Grundsatz begrüßt habe. Der vom Wasserwerk zur Schonung des Leitungssystems gebastelte pH-Wert von 8,5 lässt wohl keinen Süßwasser-Aquarianer entzückt aufschreien.

In diesem weichen Wasser habe ich mehrfach versucht, neben anderen Lebendgebärenden auch Heterandria formosa, den Formosakärpfling zu halten. Diese Art schwamm bei mir schon vor mehr als 20 Jahren im Aquarium und liess sich gut züchten. Die neuen Erfahrungen waren aber gänzlich anders. Während Guppys und zum Beispiel Characodon lateralis sich problemlos in diesem Wasser halten und vermehren liessen. starben die Formosakärpflinge nach und nach immer wieder aus. Drei Monaten dauerte es. bis kein einziges Fischchen mehr lebte. Natürlich überlegte ich mir. wie diesem unbefriedigenden Zustand abgeholfen werden konnte. Viele Jahre verwendete ich aufgrund einer Empfehlung von Plöger-Brembach (1982) Gips. den ich mir in der Drogerie besorgt habe. In einem 10-l-Eimer löste ich eine Menge an (auflösen klappt nicht, weil Gips schwer löslich ist), die gerade mit den Fingerspitzen gegriffen werden konnte. Als Faustregel kann man davon ausgehen, dass ein Liter dieses Wassers die Nichtkarbonathärte (NKH) um 2o DGH erhöht. Inzwischen folge ich Krause (1990) und nehme Calciumsulfat aus der Apotheke (250 g noch für DM 7,95). Allerdings verstehe ich seine Einschätzung nicht, wonach zerstoßene Tafelkreide nicht geeignet sei, weil sie aus Gips bestehe. Dafür steht die chemische Formel CaSO4 x 2 H2O, die von ihm auch als Calciumsulfat bezeichnet wird. (Vielleicht kann ein Chemiker weiterhelfen.)
Ich mischte stets einen halben Eimer dieser Lösung mit einem halben Eimer Leitungswasser. d. h. ich mischte 1:1. Die Nachzuchten zeigten mir. dass dies der richtige Weg ist.
Ein weiteres Problem zeigt sich eines Tages beim Wasserwechsel. Zunächst war ich ziemlich ratlos, als nach dem obligatorischen Austausch des Wassers ganze Becken mit seltenen Apistogramma-Arten und Welsen in Richtung Fischhimmel abhoben. Erst später merkte ich. dass auch die Apfelschnecken betroffen waren. Ob es einen Apfelschnecken-Himmel gibt, weiß ich nicht. Es wäre ein Trost.
Bei solchen Ereignissen bewähren sich oft Gespräche unter den regional ansässigen Aquarianern. So war es auch in diesem Fall. In einer Sitzung des Aquarien- und Terrarienvereins Coburg konnte ich mich mit dem inzwischen leider verstorbenen Gerhard Hofmann über diese Problematik unterhalten. Bei ihm waren ähnliche Ausfälle aufgetreten. Die Untersuchung des Wassers hatte bei ihm eine Belastung mit Atrazin angezeigt. Atrazin wurde insbesondere in Maiskulturen zur Bekämpfung der Unkräuter verwandt. Er stellte mir auch einen Artikel der Zeitschrift "Natur" zur Verfügung, in dem über erschreckende Belastungen des Grundwassers mit Pestiziden und Herbiziden berichtet wurde. Kurios ist dabei, dass nur ein Teil der Stoffe chemisch nachgewiesen werden kann. Für etwa ein Drittel gibt es kein Nachweisverfahren. Noch bedrohlicher erscheint. dass die Stoffe auch untereinander eine große Zahl von Verbindungen eingehen können, die sich ebenfalls einer chemischen Diagnose entziehen. Inzwischen wird Atrazin nicht mehr verwandt. Bis zur Einsicht und den erforderlichen Schlussfolgerungen dauert es leider immer einige Zeit.
Ab und zu setzte ich eine Wasserprobe an, in die Wasserflöhe kamen. Wenn diese am nächsten Tag noch lebten, verwendete ich das Wasser. Ferner versuchte ich, durch eine Bepflanzung der Becken evt. Schäden vorzubeugen. Pflanzen haben bekanntlich die Fähigkeit, Schadstoffe zu binden. Zudem ließ ich zunächst etwa 10 bis 15 Minuten Wasser ablaufen, um einer Kupfervergiftung vorzubeugen. Inzwischen entnehme ich das Wasser nur noch aus dem Kaltwasserstrang.
Das weiche Wasser hat mir noch ein anderes Problem gebracht: Einen mässigen Pflanzenwuchs. Die eingesetzten Pflanzen waren nach einiger Zeit nur halb so groß, halb so lang. halb so breit wie ihre unter guten Bedingungen wachsenden Artgenossen. Völlig in den Griff bekommen habe ich die Ursachen noch nicht. Dass es mehrere Ursachen sein müssen. haben meine vielen Versuche gezeigt. So habe ich die Becken stärker beleuchtet, gab Fetrilon. einen weiteren Dünger mit Eisenanteil und andere Aquarienpflanzendünger. Immer wieder tut sich etwas, ohne dass ich jetzt tatsächlich vom Durchbruch sprechen könnte. Sicherlich trägt auch der hohe pH-Wert zur Problematik bei, die ich mit Phosphorsäure in den Griff zu bekommen trachte. Erfahrene Aquarienpflanzenpfleger werden denken: Ausgerechnet Phosphor! Aber so kann ich wenigstens zeitweise den pH-Wert niedrig halten. Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass jedes Becken so seinen pH-Wert hat, zu dem es stets zurück kehrt. Nur den Zeitraum kann man mit verschiedenen Hilfsmitteln z. B. Torffilterung hinauszögern oder bei rechtzeitigem Wechsel auf dem gewünschten Niveau halten. Aber dies erfordert Aufmerksamkeit. Jetzt habe ich bei all dem Probieren eher Schwierigkeiten mit unmässigem Algenwuchs. Sind die Blaualgen weg, machen sich Grünalgen breit. Aber wir Aquarianer sind ja Kummer gewöhnt und geben nicht auf. Die Bekämpfung dieser Plage ist ein eigenes Thema.
Nach diesen Schwierigkeiten mit dem Leitungswasser und positiven Erfahrungen meines Freundes Daniel Poliak in Frankreich versuchte ich es ebenfalls mit dem Nass aus der Regenwassertonne. Ich lasse das Regenwasser einige Zeit abstehen. Dann ziehe ich aus dem mittleren Bereich die benötigte Menge ab und gebe sie in die Aquarien. So manche schwierige Art konnte auf diese Weise gezogen werden.

Quelle in Oberwohlsbach
Wenn dann alles nichts mehr hilft, greife ich auf Quellwasser zurück. Dabei stellte ich an drei verschiedenen Quellen im Coburger Land innerhalb weniger Stunden drei verschiedene Werte fest. Es lohnt sich also, im Einzelfall die Wasserwerte zu prüfen.
Literatur:
Plöger-Brembach, Katrin (1982): Lebendgebärende. Kernen Verlag, Stuttgart
Krause, Hanns-J. (1990): Handbuch Aquarienwasser. bede Verlag, Kollnburg