Dieter Ott: So bin ich!

Foto von Dieter Ott

Geboren und aufgewachsen bin ich in Berlin. Das begann 1948. Die Luftbrücke riss erhebliche Lücken in die Versorgung der ansässigen Bevölkerung, weil die Russen sämtliche Versorgung von der Bundesrepublik abschnitt. Es fehlten Kohlen und mich nahm dieser unfreundliche Akt aus der Frischmilchversorgung. Ein früher aquaristischer Hinweis! Schliesslich schätze ich heute das Trockenmilchpulver bei der Aufzucht verschiedener Jungfische, auch wenn es mir persönlich aufgrund tiefer gehender Erfahrungen zuwider ist. Den Geschmack mag ich einfach nicht! Zugegebenermassen gibt es inzwischen recht ordentliche Futtermittel im Zoohandel. Die Produkte der dafür zuständigen Industrie sind aber wesentlich teuerer.

Foto Schwertträger

Die Aquaristik legten mir mein Grossvater und mein Vater förmlich in die Wiege, zumindest in die Windeln. Denn noch vor der Schulzeit sammelte ich die ersten Erfahrungen. Jedes Kind weiss, was es bedeutet, wenn man von den Eltern aus dem Schlaf gerissen und zum Aufstehen aufgefordert wird. Es muss etwas Besonderes passiert sein: Bei mir ging es um die Geburt junger Guppys. Fast die gesamte Oberfläche war voll von ihnen. Nach wie vor sind junge Fische für mich etwas ganz besonders Anziehendes, weshalb ich immer die Nachzucht der mir anvertrauten Fische angestrebt habe.

Meine aquaristische Entwicklung führte über die bereits genannten Lebendgebärenden (und weiteren) zu Makropoden und frühzeitig zu Zwergcichliden, insbesondere Apistogramma. Der bekannte Berliner Aquarianer Willi Keil (wer erinnert sich: Berliner Guppy?) war mit meinem Vater durch den Aquarienverein "Natur im Heim" eng befreundet. So konnte ich als kleiner Steppke nicht nur mit dessen fidelen Töchtern spielen und später "Bossa Nova" tanzen, sondern auch alle Vorzüge einer Glaserei der 50er Jahre geniessen. Da war ein für meine Verhältnisse riesiges Aquarium im Laden der Glaserei. Ich denke 300, evt. 400 Liter fasste es sicherlich. Und da war in der Küche eine Zuchtanlage, in denen z. B. Apistogramma trifasciata schwammen, Raritäten in der damaligen Zeit wie auch heute. Diese Erfahrungen haben mich geprägt. Und ab und zu fielen für mich ein paar Rahmenaquarien ab; für den damaligen Schuljungen unerschwingliche Werte, von denen ich mich erst in den letzten Jahren trennte. Die Rahmen zerfielen zusehens. Willi Keil bin ich noch heute für seine väterliche Unterstützung dankbar.

Mit dem Ende der Schulzeit endete zunächst auch meine Zeit in Berlin. Meine Eltern zogen in die Bundesrepublik Deutschland (Berlin hatte den Status quo, schon vergessen?), ich zog mit. So konnte ich in Leutkirch (Allgäu) ein grosses Zimmer mit Aquarien bestücken und neben der Banklehre weitere aquaristische Erfahrungen sammeln. In diese Zeit fielen auch meine ersten Artikel in der DATZ, die mich mit Stolz erfüllten. Schade, dass die DATZ diesen Status heute nicht mehr hat und es so viele Aquarienzeitschriften gibt. Lange Jahre las ich noch die AT mit ihren praxisnahen Artikeln, im Volksmund "die Ost-DATZ" genannt, aber auch sie ist inzwischen verschwunden, leider...

Bevor mich die Bundeswehr in ihre Arme schliessen konnte, wandte ich mich lieber dem Bundesgrenzschutz zu. Damit geriet ich nach Coburg und somit in die Arme meiner Frau. Ich freue mich noch heute, dass sie den AK BSSW mit gründen half und dort sogar als Kassierin half. Meine Frau tolerierte mein Hobby von Anfang an, reiste stets mit, wenn es um Veranstaltungen ging. Und so konnte ich bald wieder meine Aquarien vor Ort in Coburg, sprich Meeder betreuen.

Die weiteren Jahre trieben mich als Mitarbeiter einer grossen Coburger Versicherung glücklicherweise dienstlich nach Berlin. Dort war Anfang der 70er Jahre eine rege Importtätigkeit ausgebrochen. So konnte ich viele Beifänge neuer Apistogramma für einen Spottpreis ergattern. Einige der damals erstandenen Arten sind bis heute als lebende Tiere in Deutschland nicht wieder aufgetaucht. In diese Zeit fielen meine ersten erfolgversprechenden Fotoversuche. Die Resultate waren entsprechend wechselhaft.

Schliesslich ging es wieder zurück nach Meeder ins Coburger Land. Wir bauten ein Haus um den Fischkeller. Nun konnte ich mich total ausleben. Weil in dieser Region zur damaligen Zeit kein mich so richtig interessierendes Fischangebot vorhanden war, trat ich der Deutschen Killifisch Gemeinschaft (DKG) bei (Viel hat sich bis heute nicht geändert. Die Zoogeschäfte achten streng auf Wirtschaftlichkeit.). Denn Killifische kann man leicht per Post versenden. In vielen Fällen reichen dazu die Eier. So wuchs auch meine Anlage. Bei etwa 100 Becken und Beckchen war Schluss! Jeder Wasserwechsel wurde zur Tortur. Inzwischen habe ich umgebaut. Hatte ich während der Berufstätigkeit noch auf etwas 20 Becken reduziert, habe ich jetzt eine Anlage mit Aluminium-Gestell aufgebaut. Insgesamt warten jeden Tag rund 90, inzwischen nur noch 80 Aquarien samt Insassen auf mich. Killi-like stehen zudem viele kleine Behälter verteilt, in denen Nachwuchs auf das Umsetzen in größere Becken wartet.