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Die Kultur von Wasserflöhen
Erste Erfahrungen
Seit vielen Jahren beschränke ich mich bei der Kultur von Wasserflöhen auf kleine Biotope im Garten. Diese Biotope sind in Wirklichkeit schlicht und einfach zweckentfremdete Mörtelkübel. In diese Kübeln bringe ich etwas Erde ein, damit sich die Nahrung für diese Wasserflöhe entwickeln kann und fange dann von Zeit zu Zeit meine Ration.
Vor dem Hintergrund einer restriktiven Gesetzgebung, die die Möglichkeiten zum Futterfang weitgehend einschränkt, habe ich mich zum Probieren entschlossen. Meine bisherigen Erfahrungen sind gering, die Erfolge können sich allerdings sehen lassen.
Das Prinzip ist einfach:
Ich nehme Leitungswasser und setze diesem nach Gebrauchsanweisung Blumendünger (kein Wasserpflanzendünger) zu. Hiervon entnehme ich einen Anteil und setze ihm neun Anteile Leitungswasser zu.
Mit dieser Verdünnung versorge ich eine Grünalgenkultur (Scenedesmus o. ä. kleine Algen, die ich zum Teil nicht bestimmen konnte). An einen Algenansatz kommt man leicht. Entweder besorgt man ihn sich über gleichgesinnte Aquarianer oder schaut sich mal um. Behälter im Garten zeigen oft so eine grünlich/gräuliche Färbung. Da findet man diese Algen sicherlich. Oder in Tümpeln, Teichen mit ähnlicher Färbung. Natürlich wäre ein Mikroskop zur groben Untersuchung hilfreich. Mir brachte der Blick durch diese Optik einiges von der Vielfalt dieser Algen näher. Es klappt aber mit etwas Geduld auch unter dem Motto "Versuch und Irrtum". Irgendwann hat man dann die erforderliche Grünalgenkultur. Hilfreich ist es, möglichst viel Fundortwasser mitzunehmen. Dieses gieße ich durch ein feines Sieb, um andere "Mitbewohner" abzuschöpfen. Von der Verdünnung nicht zu viel auf einmal zusetzen, ein Sechstel klappt bei einer laufenden Kultur auf jeden Fall. Die Flaschen (ich nehme Plastikflaschen von 1 bis 5 Litern) jeden Tag einmal aufschütteln. Es dauert etwas, bis soviel Algenwasser vorhanden ist, dass mehrere Flaschen mit Daphnien betrieben werden können. Die Kultur dieser Algen war daher zunächst mein begrenzender Faktor.

Die Wasserflöhe brachte ich in Fundortwasser mit. Es waren fast immer Daphnia pulex. (Aus einem kleinen Teich habe ich eine Waserfloh-Art mitbracht. Zunächst dachte ich aufgrund der kurzen Antennenschläge an Moina. Unter dem Mikroskop zeigten sich jedoch ganz andere Strukturen, so dass mir eine Zuordnung selbst nach dem Buch von Herbst nicht möglich war. Die Kultur läuft mit Grünalgen problemlos. Auch mit Cyclops experimentiere ich und es sieht gut aus.) Gerne hätte ich die Kultur mit Daphnia magna versucht, weil sie Prof. Bremer als ernährungsbiologisch wertvoller bezeichnet, ohne dies näher zu begründen. Aber bei diesem ernährungsbiologischen Wert kommt es wohl auf die Ernährung der Wasserflöhe an.
Die Kleinkrebse halte ich in Gläsern, momentan bereite ich die Umstellung auf 5-l-Plastikflaschen vor. Sie erhalten Grünalgen aus der o. g. Kultur, indem ich das Wasser mit den Algen einfach umschütte. Ausfälle hat es trotz dieser derben Behandlung bisher nicht gegeben. Die Kulturen gehen jedoch ziemlich schnell zurück, wenn nicht ausreichend gefüttert wird. Zu bedenken ist, dass solch ein Wasserfloh seinen Darm innerhalb einer halben Stunde erneuert.
Die starke Vermehrung hat mich total überrascht, obwohl ich natürlich die Literatur kenne und von den sagenhaften Vermehrungsraten gelesen hatte. Die tägliche Betreuung und Fütterung ist ungemein wichtig! Momentan scheint mir, dass ich noch häufiger füttern müsste, damit keine Tiere absterben. Aber das wird sich einpendeln, vor allem in den grösseren Behältern (s. Abschnitt "Weitere Erfahrungen"). Die Wasserfloh-Gläser sind ebenso wie die Grünalgen einmal am Tag durchzurühren oder umzuschwenken. Große Ausfälle erlebte ich im Urlaub. Nach nur einer Woche ging die Kultur fast bis Null zurück.
Bei der Entnahme der Wasserflöhe halte ich mich ebenfalls an meine Einsechstel-Regel. Ich entnehme also allenfalls ein Sechstel der Wassermenge und giesse sie durch ein feines Netz, um die Wasserflöhe zu verfüttern.
Um einer evt. Frage zuvor zu kommen: Hefe habe ich bisher nicht verwandt (s. jedoch den Abschnitt "Weitere Erfahrungen").
Weitere Erfahrungen
Die Umstellung auf die 5-l-Plastikflaschen war problemlos. Nun steht endlich mehr Kapazität für die Daphnienkultur zur Verfügung. Die Flaschen habe ich nur nach und nach aufgefüllt. Dabei habe ich zunächst die alten Flaschen komplett umgefüllt, also auch mit dem sich nach einer gewissen Zeit bildenden Bodensatz. Hierbei haben besondere Überlegungen - wie z. B. Starterkapazität für Bakterien o. ä. - keine Rolle gespielt. Inzwischen nehme ich allerdings nicht mehr das Wasser direkt aus der Leitung sondern verwende das übliche für meine Aquarien aufbereitete Wasser. Das bedeutet, dass der pH-Wert von etwa 8,5 auf 6,5 bis 7 gesenkt wird. Ich verspreche mir davon eine längere Haltbarkeit der im Aquarium zunächst nicht gefressenen Flöhe.
Es hat sich gezeigt, dass eine Belüftung nicht erforderlich ist. In der Literatur wird die Meinung vertreten, dass die Wasserflöhe durch ihre Antennenschläge genügend sauerstoffreiches Wasser heranstrudeln. Die Grenze liegt sicherlich bei einem Übermass an Futter, das das Wasser kippen lässt.
Bodengrund ist nicht erforderlich. Er würde vielleicht sogar zu Schwierigkeiten führen, weil die Behälter jeden Tag aufgerührt werden müssen. Das soll verhindern, dass sich evt. Grünalgen absetzen und zudem das neu hinzu gegebene Futter durchmischen. Beim Durchmischen oder Umdrehen des Behälters bestünde die Gefahr, dass die Wasserflöhe verletzt oder verschüttet würden.
Nach kurzer Zeit befriedigte mich die Vermehrungsrate der Wasserflöhe nicht mehr wirklich. Da mir ein Herumpantschen mit Hefeaufguss zu umständlich erschien, versuchte ich es mit PREIS microplan. Und siehe da, es klappte gut. Inzwischen gebe ich auf 5 l Kulturwasser drei Tropfen PREIS microplan und gieße dann mit Algenwasser auf, so dass sich die milchige Brühe verteilt. Wenn ich am nächsten Tag von der Arbeit komme, ist das Wasser klar und es kann erneut gefüttert werden. Den Vorteil dieser Fütterung sehe ich in der höheren Vermehrungsrate. Es sind auch erfreulich viele kleinste Daphnien dabei, so dass ich diese an Jungfische verfüttern kann.
Aber natürlich zeigten sich auch Probleme. Ganz plötzlich gingen die Kulturen zurück. Eine drohte nach meinem Eindruck sogar ganz einzuschlafen. Ich dachte an verbrauchtes Wasser und zog deshalb eine größere Menge samt Bodensatz ab, um diese dann Tag für Tag wieder aufzufüllen. Doch es wurde nicht wirklich besser. Schließlich stellte ich die Kultur an ihren ursprünglichen Platz, ca. 1.20 m vom Fenster entfernt. Und tatsächlich: Hier erholte sich die Kultur wieder. Als ich zufällig das Fensterbrett berührte, fiel mir die Ursache auch sofort auf. Es war jämmerlich kalt. Die Isolierung war nicht so ausreichend, dass das Brett Zimmertemperatur hätte. Nun stehen alle Kulturen im Fischkeller, bekommen etwas weniger Licht, dafür gedeihen sie.
Um es ganz klar zusammen zu fassen: Die Kultur der Wasserflöhe ist auf diesem Weg problemlos möglich. Natürlich hängt die erzielbare Menge vom zur Verfügung stehenden Wasservolumen ab. Treten Störungen auf, so sind sie am ehesten bei den Parametern Wasser (Temperatur, weich/hart usw.) oder Futter (Urlaub! Grünalgen ...) abzustellen.